KrimsenKrams TRIP
Görlitz Stadt

Von Berlin nach Görlitz und zurück – ein Tagesausflug mit der Bahn

Unser Tagesausflug begann in Königs Wusterhausen. Aufgrund von Schienenersatzverkehr entschieden wir uns, mit dem Auto dorthin zu fahren. Wer möchte, kann aber auch entlang der Hauptstrecke von Berlin zusteigen – der Zug hält an allen größeren Bahnhöfen. In "KöWu" stiegen wir in den Zug Richtung Cottbus und wechselten dort direkt am gegenüberliegenden Gleis in den Anschlusszug nach Görlitz. Der Zug war klein, aber mit großen Panoramafenstern ausgestattet – und sogar ein Getränkeservice wurde angeboten!

Görlitz Rathaus

Ankunft in Görlitz

In Görlitz angekommen, verlässt man zunächst das etwas in die Jahre gekommene Bahnhofsgebäude. Kleiner Fun Fact: Der Bahnhof hat keine Oberleitung – hier kommen also keine elektrischen Züge an. Dafür fährt direkt vor dem Bahnhof eine charmant altmodische, aber noch immer flotte Straßenbahn vorbei. Die umliegenden Häuser begrüßen einen im schön restaurierten Altbaustil – ein erstes Highlight. Görlitz wurde im Zweiten Weltkrieg kaum zerstört – das merkt man sofort. Selbst nach einem ausgiebigen Spaziergang fällt auf: Es gibt kaum Neubauten. Eine der wenigen Ausnahmen ist das zentrale Einkaufszentrum – aber das kann man wohlwollend übersehen. Dafür entdeckt man an jeder Ecke neue, beeindruckende Fassaden, kleine Gassen, und gemütliche Plätze. Man weiß gar nicht, welcher Weg der schönere ist.

Görlitz Fluss

Über die Neiße – ein Abstecher nach Polen

Nach ein paar Kilometern durch die Altstadt gelangt man zur Neiße, dem Grenzfluss zwischen Deutschland und Polen. Beide Uferseiten sind grün, gepflegt, mit Parks und Gebäuden gesäumt. Ein Blick auf die polnische Seite zeigt aber auch: Einige Gebäude dort sind deutlich sanierungsbedürftig. Richtet man den Blick noch weiter Richtung Horizont, sieht man ein Viertel mit dem klangvollen Namen „Manhattan“. Klingt ikonisch, ist aber in Wahrheit eine Plattenbausiedlung mit dem ganz eigenen Charme vergangener Jahrzehnte. Hoch oben auf dem polnischen Ufer thront ein Gebäude, das wir spontan das "Weiße Haus" nannten – mit beeindruckender Ähnlichkeit zum Original, inklusive eigenem Tennisplatz. Ein Hauch Dekadenz, mitten in einem Kontrast aus Alt, Neu und Marode. Natürlich wollten wir uns auch einen genaueren Eindruck vom polnischen Teil verschaffen – also: rüber über die Neiße! Die andere Seite war, wie erwartet, ganz anders. Manche würden sie vielleicht als „hässlich“ bezeichnen – ich fand sie faszinierend. Es ist eben eine Realität: schnell gebauter Wohnraum, der Menschen ein Zuhause gegeben hat – und das mit der Patina der Geschichte.

Görlitz Haus

Zurück ins Grüne – und auf die Gleise

Nach „Manhattan“ ging es wieder zurück ans Flussufer. Dort erwartete uns ein grüner Spazierweg, gesäumt von Bänken, einer alten Mühle und schließlich einer viaduktartigen Brücke, über die regelmäßig Züge fahren. Problem: Wir wollten zu Fuß darüber laufen – was nicht erlaubt war. Kurze Planänderung: Warum nicht den Zug nehmen? Also ab zum nächsten Bahnhof auf polnischer Seite – mit dem Deutschlandticket übrigens problemlos möglich – und zurück über die Brücke, diesmal per Bahn.

Görlitz Mühle

Stadtbummel und Highlights zum Schluss

Wieder am Görlitzer Bahnhof angekommen, schlenderten wir durch die Stadt, kehrten in ein traditionell deutsches Restaurant ein und gönnten uns danach noch Kaffee und Kuchen in einem überraschend modernen Café. Zwei weitere Highlights entdeckten wir am Nachmittag:

  • Der Flüsterbogen: Spricht man an einem Ende ganz leise, hört man das Gesagte am anderen Ende – rund 30 Meter entfernt – trotzdem glasklar.
  • Der 15. Meridian: Ja, der Nullmeridian verläuft durch Greenwich (London), aber auch Görlitz hat seinen eigenen Breitengrad-Markierungspunkt – und das ist irgendwie ziemlich cool.
  • Görlitz Meridian

    Fazit

    Ein komplett gelungener Tagesausflug: kulturell, architektonisch, geschichtlich interessant – und landschaftlich schön. Dank guter Zugverbindungen war die Rückfahrt unkompliziert, und der Tag bleibt als kleines Abenteuer mit großer Wirkung in Erinnerung.

    Görlitz Fluss